KURZPORTÄTS
Hier einige kleine, sehr anschauliche Alltagssituationen.
KNOCHENHART
Ein Versuchsaufbau. Nehme dir einen handelsüblichen Rinderknochen. Hacke mit dem Küchenmesser ein paar Riefen herein und schleife anschließend mit verschiedenen Nagelfeilen wieder eine glatte Fläche. So in etwa, wenn nicht sogar ebenso, verhält sich auch das Kornelkirschen Material. Im Ergebnis, überall weißer Schleifstaub. Am Super Küchenmesser werden Scharten sein. Die Industriediamanten von der Nagelfeile wurden heruntergerissen. Und wer selbst nach Stunden nicht aufgegeben hat, wird an den Hände Blasen haben und die Finger taub sein. Deine Partnerin hat dich bereits für völlig verrückt erklärt.
Den Knochen könnte man immer noch für eine Suppe verwenden, um die Erinnerung auszulöschen, bekommt den nun besser des nächsten Nachbarn Hund. Um des lieben Hausfriedens willen und da eine Nagelfeile nicht ausreichte, wird nun das gesamte häusliche Sortiment ausgesuchtester Maniküre Werkzeuge wieder neu beschafft. Der traurige Anblick des unrettbaren Küchenmessers lässt dich schaudern ob das doch nur billiges Blech ist. Falls du den Schneid aufgebracht haben, ernsthaft mit einer handelsübliche Holzsäge das Material durchzusägen, dürfte diese Tätigkeit ebenfalls sehr zeitraubend sein. Manchmal zerstört dies auch ein normales Sägeblatt. Hier ist ein Umdenken notwendig.
Nimm Metallbearbeitungswerkzeuge, eine Eisensäge macht zum Beispiel schon mal einen guten Job. Nun entgegen aller Widerstände weitermachen zu wollen. Es kommt noch besser. Abgesehen von der Trocknungsprozedur bleiben noch so Kleinigkeiten wie Politur, Farbe, Konservierung und Oberflächenabschluss. Dem Andenken den eigenen Namen einzuritzen hat auch etwas. Im Zehntel Millimeterbereich Material abzutragen, wie ein Graveur, ist noch eine Nummer größer. Rotationswerkzeuge einzusetzen ist auch eine Option. Diamanten, welche sich vom Dremel verabschieden, treiben erneut Spurrillen ins Holz ...
TOTEM
Oft erhalte ich Anfragen was so ein Stock überhaupt wert wäre. Das kommt auf DEN Liebhaber und die Verfügbarkeit eines ebenso ausgesuchtesten Stückes an. Nachfolgend nun der mir bekannte, persönlich höchste Aufwand eines Interessenten, für einen traditionellen Kornelkirschenstab, einem "ächten" Ziegenhainer. Hin und zurück, zusammen genommen, waren es vierundzwanzig Flugstunden über den Atlantik und zwölf Taxistunden quer durch Deutschland. Zum Handeinschlag galt als Angebot ein mittleres Ingeneursgehalt. Die Einzelheiten darüber zu veröffentlichen, das steht mir nicht zu. Dieser Part gehört der heutigen Erbin. Die sehr freundliche Gastgeberin ist besuchbar. Wer sich mit ihr gepflegt - fakultativ unterhalten kann, ist natürlich klar in Vorteil.
WALDELFENBEIN
Die Haptik des Holzes ist einmalig. Ich möchte sie so beschreiben. Eine Mischung aus Elfenbein und Mamor. Super elastisch und trotzdem sehr hart. Schnitzarbeiten lassen sich sehr fein ausführen. Zur Bearbeitung braucht es jedoch Glasharte Werkzeuge. Welche, wenn sie auf den Boden fallen ... zerspringen. Die Oberflächen lassen sich hervorragend polieren. Wenn es sein muss, bis zur Unkenntlichkeit. Korund oderund Silizium sind dazu die besten Vertreter. Im Nachhienein ist es kaum noch wahrnehmbar, dass es sich hier um ein Stückchen Holz handelt. Kornelkirsche am Boden gelegen, kaum jemand würde auf die Idee kommen es auch nur für Brennholz aufheben.
MARKIERUNG
Irgendwann wurde ich ein wenig geadelt. Zumindestens auf dem Papier. Des Purpureintrags wegen, regte sich in mir eher eine gewisse Scheu. Dieser war als Überraschung für mich auch erst sichtbar, nachdem mir freundlicherweise einige Exemplare von der literarischen Erstausgabe zugestellt wurden. In einer Zeile, zusammen, mit den zwei angesagtesten Stockmachern dieses Landes genannt zu weren, das hat schon mal was. Der Ehrentitel noch dazu, dies musste ich erst einmal verarbeiten. Vielleicht habe ich mich darum verdient gemacht. Bis heute ist es nun weniger Kür als mehr Verpflichtung sich diesem Ehrenttitel entsprechend zu verhalten. Neuerdings daher der Eindruck des Familienwappens der Familie Harbarth in das Holz. Dort wo normalerweise mit wenig Aufwand ein einfacher gebrannter Schriftzug reichen würde. Der Stempel wird mit einer sechs Tonnen Presse eingedrückt. Anderes Holz würde bei dieser Prozedur einfach in zwei Teile gespalten.
WIDERSTAND
Auch ein Folklore Schnitzer wird ein kleines Bündel der Mitverantwortung tragen müssen. In ungeschulten Händen von unreifen Möchte -gern- Männchen hat Kornelkirsche einfach nichts zu suchen. Von der Kampfkunst einmal abgesehen, auch in meiner Berufssparte nicht. Wenn sich ehemals die Schäferzunft traf, packten einige Mitglieder die Gelegenheit beim Schopfe und boten neben Hunden, Schafen und Töchtern, auch ihre Stöckchen wohlfeil. Nach Ende einer solchen Veranstaltung, zumeist einem feucht - fröhlichen Treffen, zogen sich sich die Kollegen auch schon mal gern gegenseitig den Scheitel. Das war etwas, das mir völlig abging. Es kam selten vor, doch wenn, gab es eine Menge billiges Kleinholz für den Ofen der Wirtsleute. Hätte sich unter der schlagenden Meute ein wildgewordener Musketier mit Kornelkirsche entpuppt, wäre ein Krankenwagen eben soviel wert gewesen wie die zwanzig Rettungsbote auf der Titanic.
AGE OF EMPIRE
Frei erzählt. Nach den Angaben von einem der ehemaligen Schüler des Sokrates. Xenophon. Und das sah aufgerundet, vor beinahe dreitausend Jahren in etwas so aus: "Sie nahmen sich erst in einiger Entfernung voneinander wahr. Zwei gegnerische Vorhuten mit der selben Idee, die Kuppe eines flachen Hügels zu erklimmen. Der einzige in dieser Gegend. Der beste Platz das Umfed etwas übersichtlicher in Augenschein nehmen zu können. Beide etwa gleich stark an Kriegarbeitern und Material. Unerwartet aus dem Nichts heraus, so plötzlich von Angesicht zu Angesicht, stockten beide Parteien für wenige Augenblicke. Kurzentschlossen formierten sie sich in zwei sehr differenzierte Phalanxen."
Von der Sache her lief das Dach des Buchstaben T, auf den ihm tragenden Balken zu, oder umgekehrt. Die eine Gruppe schmal und tief gestaffelt die andere breit aufgetellt und in wenigen Reihen tief. Taktisch sollte von der einen Seite die gegnerisch Linie aufgebrochen und auf der anderen das schmale Selbstmordkommando umschlossen werden. Das Umschließen ging wortwörtlich schief. Die Speerspitze war nicht nur schneller und effektiver. Egal wer auf die tiefer gestaffelten Kriegsarbeiter traf, dessen Speer wurde einfach zerbrochen.
"Zwölf dieser Unglücklichen starben dabei auf der Stelle und zwei Ihrer Pferde ebenso." Die Zahl der Verletzten wurde nicht benannt. Diese dürfte nicht unbedeutend gewesen sein. "Erst das Nachrücken schwerst gepanzerter Einheiten des Hauptheeres beendete das Gemetzel an ihren Kameraden. Ein einziger Mann, mit Speer und Schild, gab den Blutzoll der nun Flüchtenden. Resümierend musste dabei festgestellt werden, das diese materielle Kriegsbeute aus einem furchtbar hartem und trotzdem steif elastischem Holz gefertigt worden war. Der Name des Materials, ganz lapidar ... "Cornel."
FUNKENFLUG
Staunend musste ich mit ansehen wie von der frisch geschärften Kettensäge Funken absprangen, mitten im Wald an feuchtem Schadholz. Es war Ende November und es hatte tagelang genieselt. Die Kornelkirsche lag zu dem Zeitpunkt bereits seit sieben Jahren am Nordhang auf dem Moos. Die armdicken Stämmchen waren verblichen, das eindringende Feuchtigkeit hatte es dem Bläepilz ermöglicht die äußere Schicht bereits ergrauen zu lassen. Auch dem einen oder anderen Würmchen war bereits gelungen ein bis zwei Zentimeter tief in das Holz vorzudringen. Eigentlich hatte ich morsches Holz erwartet. Beim Fingernageltest waren entgegen aller Erwartungen die Schnittspuren immer noch hart wie Metall. Die Kettensäge welche ich mir auslieh, genießt unter den Handwerkern ein qualitativ sehr hohes Ansehen.