Meine Wenigkeit erlaubt sich die Stockspitzen einzukleben. Da der Birken Teer Kleber auf Grund von Wärmeeinwirkung weich wird, muss eine gewisse Arbeitsfolge eingehalten werden. Die Spitzen sollten erst nach dem polieren aufgesetzt werden. Anders herum würden die Spitzen einfach wieder herunterrutschen. Weil ... das Holz wird beim polieren schon mal unangenehm heiß. Eine Sprühwasserflasche schafft Abhilfe.
Vom Handgeschmiedeten geht die selbe Urigkeit wie vom Holz selbst aus. Für meine Befindlichkeit ist es eine vollkommen zueinander passende Folklore. Das Metall selbst wird von mir aufgeheizt und entsprechend der Holzform solange wieder erneut aufgesetzt und wieder heruntergeschmiedet bis die Tülle passt. Zum harten Aufsetzen werden die weichen Seitenflächen eines normalen Nagel Hammers genutzt. Dies schont etwas die Stockspitze. Damit die Tülle nicht verunstaltet wird musste ich mir was einfallen lassen. Wobei die Spuren eines Schmiedehammers als Stilmittel ebenso wie das Bläuen eingesetzt werden können.
Diese altehrwürdigen Messingspitzen wurden heiß montiert und mit Suberin verklebt. Für den Suberin-Kleber hatte ich stundenlang Birkenrinde von vermodernden Bäumen in einem Feuchtgebiet abgesammelt. Das Destillat wird mit sehr feiner Holzkohle vermischt.
Dieser Verbundklebstoff des frühen Menschen verliert nicht seine Haftkraft oder Elastizität. Unsere Vorfahren verwendeten diesen Naturkleber, um ihre Pfeilspitzen zu befestigen. Die ältesten Funde lassen sich bis in die Altsteinzeit zurückdatieren, ebenso alt sind unsere ersten hinterlassenen Lebenszeichen, die Vorgänger der Runen.
Birkenrindenkleber war ein interkontinentaler Bestseller. Sogar die ägyptischen Streitwagen wurden mit Suberin verklebt. Nicht wenige Komponenten dieser High-End-Krieger- Wägelchen bestehen angeblich aus mehreren europäischen Holzarten. Die älteste bekannte Felszeichnung eines Streitwagens, stammt immerhin aus Skandinavien. Nach mehreren Ausgrabungen aus der Eisenzeitsteht entstand für die Besucher eine dramatische Rekonstruktion im Hallein Keltenmuseum.
Der ca. 1,3 mm breite Raum dient zum Schutz des Holzes. Die Metallkante kann etwas nach oben rutschen, ohne dass die Holzkante ausplatzt. Die rundherum Einpassung wird mit einem Bi Metall Eisensägeblatt ausgespart.
Vor der Klebung das Holz etwas angekohlen. Die Oberfläche schrumpft dabei und zeigt sofort typische feinste Risse. Zwischendurch kühlen ist Pflicht. Sonst gehen diese Risse unschön bis in die Sichtflächen.
Die Abfärbungen der Tülle von der Innenwand am Holz zeichnen die Stellen an welche noch etwas abgenommen werden müssen. Färbt die Innenwand der Tülle nicht mehr ab hilft der Rauch einer Petroleumlampe aus. Die Suhler Büchsenmacher nutzen diese Version zum einpassen ihrer hochwertigsten Handarbeiten.
Klemmt die Tülle auf dem Holz, wird sie mit einem Plastikhammer heruntergeschmiedet. Die beiden Materialien passen sich dabei an. Als Schmiede - Unterlage dient dabei ein Holzklotz. Darauf liegt ein dickes Leder. Ohne Leder drücken sich die Holzstränge der Unterlage leider auf den Werkstücken zu sehr ab.
Nun wird der Vorgang solange wiederholt bis das Ergebnis perfekt passt. Dann erst wird angekohlt und beideTeile mit einer Kreidemarkierung versehen. Der Kleber wird mit Holzkohlenstaub vermischt heißgemacht und mit der heißen Tülle auf das immer noch warme angekohlte Holz aufgeschoben. Anpressen und warten bis der Kleber abgekühlt und fest ist.
Diese Bergstockspitze ist eben, nach circa zwei Jahren frisch, angepresst worden. Deutlich zu sehen wie sich der Stoss verkleinert hat und das altvorhandene Birkenpech etwas ausgetreten ist.
Ich liebe die alten Handwerkstechniken. Birkenrindenkleber, Suberin, ein Geheimtipp für Holz-Metall-Verbindungen. Suberin enthält keine Weichmacher. Dieser Superkleber kann Zehntausende von Jahren nachgewiesen werden. Für die Freunde meiner Stöcke gab ich bisher eine lebenslange Garantie, zumindest solange ich lebe.
Leider zieht sich das Holz von der Metallwand zurück. Gerade wenn der Stab in in einer Wohnung mit Zentralheizung steht. Also vor dem Ausgang kontrollieren und gegebenenfalls mit einen Heißluftöhn erhitzen und nochmal fest andrücken.
Mein Gebrauchs Schäferstab steht in Waschküche oder Garage wo es nicht ganz so trocken ist. Als Alternative bietet sich der Kleiderschrank an. Das wäre dann eine Art übergroßes Humidor. Kleidung enthält immer eine gewisse Feuchtigkeit.
Hier ein Speerfuß in 2 Millimeter starker Wandung. Als stumpfe Spitze, wurde ein HSS Stahl eingeschweißt. Der traditionell offene Blechfalz wurde per Schweißnaht geschlossen.
Die Bergstocktülle im Bild, sie hat Dimensionen welche für Hühnen gearbeitet sein muss. Diese Österreichische Schmiedearbeit musste länger auf ihren Einsatz warten. Es hatte mich seit Jahren gejuckt den Blechbock endlich auf einen Ziegenhainer zu setzen. Um das optische Gleichgewicht halbwegs einzuhalten, sollte ein Stock her, der entsprechen groß ist. Das hat tatsächlich einige Jahre gedauert.
Damit das Kornelkirschenholz am Auge erst gar nicht erst reisst, wurde das Loch mit zwei Zehnteln Untermaß vorgebohrt. Hier 2,8 Millimeter, der Rundkopfstahlstift hat stolze 3 Millimeter im Durchmesser. Damit die Nägel generell flach aufsitzen und abdichten, die Löcher zur schiefen Ebene bitte im rechten Winkel vorbohren. Ein Erfahrungswert der einem in der Regel erst hinterher auffällt.